Dass Wirbellose Tiere wie Garnelen (und auch Korallen im Salzwasseraquarium) sich gut für kleine Artbecken bzw. für das Mini Aquarium oder Nano Aquarium eignen, ist kein Geheimnis. Doch eine häufig gestellte Frage beschäftigt sich damit, ob man Fische in kleinen bis sehr kleinen Aquarien halten kann und wenn ja, welche Arten sich eignen. Da es keine pauschale Antwort gibt, möchte ich hier auf die Kriterien eingehen, die eine Rolle spielen, nämlich:
Inhalt:
- Aquariengröße / Volumen
- Form des Aquariums, Kantenlänge
- Wasserwerte
- Bepflanzung
- Mehrere Arten?
- Fischanzahl
- Fischbesatz im Süßwasser- und Meerwasseraquarium
- Exkurs: Der Miniteich als weitere Möglichkeit
Solltest du dich definitiv für Fische entscheiden, so lies weiter, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Arten in Frage kommen. Eventuell entscheidest du dich auch für eine Fischart, für die du ein größeres Aquarium als zunächst gedacht anschaffen musst. Das Wohlergehen der Tiere hat in jedem Fall Vorrang. Lass dich in dieser Hinsicht auch nicht von einem übereifrigen Verkäufer beschwatzen…
Wie groß muss das Aquarium mindestens sein?
Wie schon in meinem Ratgeber-Artikel zur Aquariengröße erwähnt, hast du umso mehr Möglichkeiten bei der Wahl des (Fisch-) Besatzes im Aquarium, je größer das Becken ist. Und es gibt auch eine Mindestgröße des Aquariums, die du unbedingt einhalten solltest, wenn du Fische halten willst, und seien sie noch so klein:
Ein Aquarium sollte mindestens 30 Liter Wasservolumen haben, um Fische einigermaßen artgerecht zu halten! In einem Meerwasseraquarium sollten es besser mindestens 50 Liter sein!
In kleineren Aquarien haben Fische generell zu wenig Platz und können ihrem Schwimmdrang nicht nachkommen. Solche Mini Aquarien sind dennoch für die Pflege von Pflanzen und evtl. Wirbellosen interessant.
Hat das Aquarium 30 bis 60 Liter Volumen oder mehr, so kann ein einzelner oder mehrere sehr klein bleibende Fische gehalten werden, siehe unten. Die Anzahl und Vergesellschaftung hängt individuell von den Ansprüchen und Verhaltensweisen der Tiere ab.
Würfel- oder Rechteckform?
Die zur Verfügung stehende Wassermenge ist zwar das Hauptkriterium, nicht unwichtig ist aber auch die Beckenform: Da Fische meist in der Horizontalen schwimmen, haben sie bei einem Aquarium mit der klassischen Rechteckform in der Regel mehr Raum. Ein solches Becken ist bei gleichem Volumen gegenüber einem Kubus (Würfel, Cube) weniger hoch oder weniger tief, dafür aber breiter.
Ein gutes und empfehlenswertes Beispiel ist das Juwel Vio 40. Es misst 40 cm in der Breite und hat 30 Liter Volumen – demgegenüber hat ein Dennerle Nano Cube bei ebenfalls 30 Litern eine Breite von nur 30 cm.
Wasserwerte
Dieser Punkt betrifft zugegebenermaßen alle Aquarien und nicht nur die Nanos: Vor der Anschaffung muss geprüft werden, welche Werte das Aquarienwasser v.a. in Bezug auf Gesamt- bzw. Karbonathärte und pH-Wert hat, was in den meisten Fällen vom Leitungswasser abhängt. Mach dich am besten bei deinen lokalen Wasserwerken schlau.
Viele Fischarten bevorzugen bestimmte Wasserwerte, z.B. weiches und leicht saures Wasser oder auch neutrales bis basisches Wasser. Durch die Verwendung von destilliertem Wasser oder einer Osmoseanlage kannst du für weiches Wasser sorgen und es gibt Zusätze, die auch andere Werte beeinflussen. Fischarten mit gegensätzlichen Ansprüchen kannst du aber nicht zusammen halten, wenn du willst, dass es ihnen gut geht.
Bepflanzung
Die Bepflanzung spielt insofern eine Rolle, als dass manche Fische Pflanzenverstecke oder Schwimmpflanzen benötigen, um sich wohl zu fühlen.
Andererseits darf ein Nano Aquarium auch nicht so stark bewachsen sein, dass sich die Fische kaum noch bewegen können – aber das sollte eigentlich klar sein.
Mehrere Arten?
Kaum bist du in einem Aquarien- oder Zoogeschäft oder liest in einem Aquarienbuch, siehst du gleich mehrere Fischarten, die dir gefallen. Doch auch hier musst du aufpassen: In Mini Aquarien solltest du möglichst nur eine einzige Fischart halten! Für mehr ist das Becken einfach zu klein.
Erst ab ca. 50 Litern Volumen kommen 2 Fischarten in Frage, in einem Meerwasseraquarium würde ich auch dann nur eine Art wählen. In jedem Fall und auch für die größeren Aquarien gilt: Weniger ist mehr! Die Tiere werden es dir danken, wenn sie sich wohlfühlen und ihr spezifisches Verhalten zeigen können – und sich womöglich sogar vermehren.
Außerdem darfst du nicht außer Acht lassen, dass manche Fische ein Revierverhalten zeigen und andere Arten oder sogar Artgenossen nicht tolerieren. Es muss also genau recherchiert werden, ob eine Vergesellschaftung möglich ist und nicht zu Stress führt. Das betrifft auch die Haltung zusammen mit Garnelen, Krebsen oder anderen Wirbellosen.
Wieviele Fische?
Also, je nach Größe des Nano Aquariums kommen 0-2 Arten in Betracht, doch wie viele Fische insgesamt? Das richtet sich natürlich nach der Beckengröße. Generell kannst du in Mini Aquarien auch nur kleinbleibende Fische (auch Nano Fische genannt) halten, der Kampffisch mag eine Ausnahme sein, dafür muss er auch einzeln oder als Pärchen gehalten werden. Die anderen in Frage kommenden Arten sind oft Schwarmfische, die sich erst ab einer Mindestanzahl an „Kumpanen“ wohlfühlen.
Eine alte Faustformel besagt, dass pro Zentimeter Fischlänge ein Liter Wasser zur Verfügung stehen muss, wobei einige Aquarienfreunde diese Regel inzwischen auch für überholt und zu gering angesetzt halten. Jedenfalls ist das nur der Mindestwert und du musst beachten, dass auch der Bodengrund und die Technik im Becken Wasservolumen verdrängen. Die Rechnung bezieht sich auf den ausgewachsenen Fisch und nicht auf kleinere Jungtiere, wie du sie beim Händler siehst! Außerdem gibt es je nach Fischart individuelle Unterschiede. Manche Fische benötigen mehr Raum als andere.
So könntest du in einem 30-40 Liter Becken z.B. 10 Moskitobärblinge halten. Mache weder den Fehler des Überbesatzes, also bei so einem Aquarium gleich 15 oder mehr Bärblinge zu kaufen, noch die Rechnung umzukehren und 5 Moskitobärblinge in ein 20-Liter-Becken zu setzen. Sie haben dort nicht genug Schwimmfreiheit und der Schwarm ist zu klein!
Fischarten für ein Süßwasser-Nano-Aquarium
So, jetzt komme ich endlich zur Frage, welche Arten denn für ein kleines Aquarium geeignet sind:
Moskitobärbling (Boraras brigittae)
Der Moskitobärbling bleibt mit maximal 3 cm Körperlänge relativ klein und eignet sich deshalb auch für die Haltung in Nano-Aquarien. Er benötigt eher weiches und leicht saures Wasser mit einer Temperatur zwischen 24 und 28 Grad. Außerdem darf eine ausreichende Bepflanzung nicht fehlen.
Es handelt sich um einen Schwarmfisch, das heißt er darf nicht einzeln gehalten werden. Damit der Schwarm gut zur Geltung kommt, empfehle ich mindestens 10 oder mehr Moskitobärblinge zu pflegen.
Perlhuhnbärbling (Danio margaritatus)
Aufgrund seiner schönen Färbung ist auch der ebenfalls aus Südostasien stammende Perlhuhnbärbling beliebt, der ca. 2,5 cm groß werden kann. Er ist etwas toleranter hinsichtlich der Wasserwerte, bevorzugt aber auch eher weiches und leicht saures Wasser bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Pflanzen sollten auch hier nicht fehlen, zumal sich der kleine Bärbling unter Schwimmpflanzen wohlfühlt.
Als Schwarmfisch solltest du mindestens 8-10 Tiere halten. Perlhuhnbärblinge lassen sich mit Moskitobärblingen vergesellschaften, wenn das Aquarium groß genug ist (ein Nano Aquarium ist dafür meist schon nicht mehr geeignet).
Siamesischer Kampffisch (Betta splendens)
Besonders farbenprächtig können männliche Kampffische werden, die ihrem Namen nur dann alle Ehre machen, wenn sie auf andere Männchen treffen. Sie können aber auch mit anderen Beckengenossen ruppig umgehen. Deshalb sollte nur ein einzelner Kampffisch gehalten werden und auch sonst eher keine anderen Fische oder höchstens ein paar kleinbleibende Welse. Da Siamesische Kampffische bis zu 6 cm groß werden können, sollten sie erst ab einem Beckenvolumen von 50 Litern gehalten werden.
Der Kampffisch hat geringere Ansprüche an die Wasserwerte, die Temperatur kann bei ca. 25 Grad liegen. Allerdings sollte das Aquarium unbedingt dicht bepflanzt sein und möglichst auch über eine Schwimmpflanzendecke verfügen, da dies dem natürlichen Biotop entspricht.
Fische für ein Nano-Riff (Meerwasseraquarium)
Nano-Aquarien gibt es inzwischen auch im Salzwasserbereich. Ich plädiere eigentlich dafür, sich auf Korallen, Garnelen und andere Wirbellose zu beschränken, je nach Beckengröße kommt aber auch die Haltung von wenigen kleinbleibenden Fischen in Frage. Das Aquarium sollte aber ein Mindestvolumen von 40-50 Litern vorweisen. Leider sieht man immer wieder die beliebten Clownfische (seit „Nemo“ besonders bekannt) in viel zu kleinen Becken – ein Pärchen Clownfische hat meines Erachtens in einem Nano Aquarium nichts zu suchen!
Für ein kleines Riff eignen sich v.a. verschiedene kleinbleibende Grundeln der Gattungen Eviota und Trimma, z.B. die hübsche Rosastreifen-Zwerggrundel (Eviota bifasciata), die nur 2,5 cm groß wird und als Gruppe von 5-10 Tieren gehalten werden sollte.
Die Korallengrundel (Trimma benjamini) mit orangeroter Färbung wird nur 2 cm groß und sollte ebenfalls als kleine Gruppe ab 5 Tieren gehalten werden.
Die Gelbe Korallengrundel (Gobiodon okinawae) wird mit 4 cm etwas größer und sollte deshalb nur in Aquarien ab 60 Litern einzeln oder paarweise gehalten werden.
Schön ist auch die gestreifte Grundel Trimma cana (s. Foto), die bis 3 cm groß wird und wiederum in einer Gruppe ab 5 Tieren gehalten werden sollte.
Exkurs: Der Mini-Teich
Ähnlich dem Nano-Aquarium kann ein Miniteich spannend sein, weil er das Biotop für wenige kleine Arten ist, die sich ungestörter als in großen Teichen entwickeln können. Im Gegensatz zum Aquarium handelt es sich um einen natürlichen Lebensraum, der nicht von der Umwelt abgeschottet wird, allerdings fällt das Beobachten im Teich auch etwas schwerer. Für kleine Gärten oder die Terrasse kann er jedenfalls eine große Bereicherung sein!
Da Miniteiche oft nicht tief genug sind, um ein komplettes Durchfrieren bis zum Boden im Winter zu verhindern, kann es erforderlich sein, Pfleglinge im Haus zu überwintern – und hier hast du als Aquarienfreund evtl. die Möglichkeit, beide Welten miteinander zu verbinden und ein Aquarium als Überwinterungsort zu verwenden. Mache aber nie den Fehler, exotische Arten einfach so in einen Teich zu setzen oder Tiere in ein vorhandenes Aquarium zu bringen, da du nicht weißt ob sie Krankheitskeime oder Parasiten mitbringen oder sich ungewollt vermehren.
Willst du mehr über dieses interessante Betätigungsfeld erfahren, so empfehle ich dir den Miniteich-Ratgeber!